Frankfurt, 25. Februar 2022
Der Ausbruch des von Russland ausgehenden Angriffskrieges ändert die geopolitischen und ökonomischen Rahmenbedingungen für Europa grundlegend. Für die Wirtschaft bedeutet dies: Kurzfristig bremsen hohe Energiepreise und Handelsunterbrechungen durch Wirtschaftssanktionen die europäische Konjunkturerholung ab. Die Wachstumsaussichten für die europäischen Volkswirtschaften halbieren sich für das laufende Jahr. Die Inflation wird aufgrund höherer Erdöl- und Erdgaspreise in den kommenden Monaten auf etwa 6 Prozent ansteigen, bevor die Raten wieder abnehmen werden. Die Aktienmärkte reagierten mit deutlichen Kursverlusten. Dies insbesondere wegen der Fülle von weiterhin bestehenden Unsicherheiten über militärische Entwicklungen oder jetzt zu erwartenden Wirtschaftssanktionen und Gegensanktionen. Insbesondere ein abruptes Aussetzen von Rohstofflieferungen könnte die konjunkturellen Folgen bis hin zu einer kurzzeitigen Rezession in Westeuropa treiben.
Von Panik war allerdings in den vergangenen Tagen an den Finanzmärkten nichts zu bemerken, die grundsätzliche Stabilität von Banken und Wirtschaft stand nicht in Frage. Es dürfte jedoch noch einige Zeit dauern, bis sich die Konturen der unmittelbaren Auswirkungen dieses geopolitischen Schocks für die gesamte Wirtschaft und einzelne Branchen abzeichnen und die Markteinschätzungen wieder auf festerem Boden stehen. Mittelfristig wird die wirtschaftliche Aufwärtsbewegung weiterhin intakt bleiben und auch an den Finanzmärkten wieder die ökonomischen Themen wie hohe Inflation und Zinssteigerungen in den Vordergrund rücken lassen. Langfristig steht ein Umbau der europäischen Energieversorgung, eine Erhöhung der Verteidigungsausgaben und ein weiterer Rückbau der globalen Wirtschaftsverflechtung an. Das wird Konflikte mit anderen gesellschaftlichen Zielen wie Klimaschutz oder Schuldenbremse hervorrufen. Den Unternehmen wird weiterhin hohe Flexibilität abverlangt, die sie in der Corona-Krise bereits unter Beweis gestellt haben.
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